Praktikant*innen bei Fairmondo ("Ehrenamt" usw.)

Und wie läuft das dann z.B. bei den Tafeln? Wäre mir nicht bekannt, dass da Sozialabgaben abgeführt werden bzw. die Angestellten eine Entlohnung bekommen

Infoseite der Bundesagentur: https://www.arbeitsagentur.de/bildung/zwischenzeit/praktikum-machen

Infoseite zum Mindestlohn: http://www.der-mindestlohn-wirkt.de/ml/DE/Ihre-Fragen/Mindestlohn-und-Praktikum/inhalt.html

Ich gehe auch mal nicht davon aus, daß dort keine “Praktikanten” arbeiten.
Insofern ist “Die Tafel” vielleicht das typische Beispiel für ehrenamtliche Tätigkeit, da der Betrieb nicht auf das Erwirtschaften von Gewinn ausgerichtet ist.

Zitat aus der Arge-Seite:

Mit einem Praktikum kannst du frühzeitig … den Berufsalltag miterleben…

Ich würd mal sagen, daß Forum hier gehört mit zum Berufsalltag.

Jenachdem was du mit dieser Formulierung ausdrücken willst oder wolltest, hier im Forum hast du noch gut reden, aber wenn dich später mal der Chef zur Sau macht, hast du 2 Alternativen: Du lässt dich zur Sau machen oder du gehst. Sagst du dann auch “Möcht ich jetzt nicht drüber reden” kriegste direkt zusätzlich nen Arschtritt.

Bei einem Ehrenamt steht das Gemeinwohl im Vordergrund. Da FM nicht gemeinnützig ist, würde ich das verneinen. Mir ist bewusst, dass FM mal mit dem Anspruch der Gemeinwohlstärkung gestartet ist, aber immer als gewinnorientierter Betrieb UND die Gemeinnützigen Belange werden nicht wirklich gelebt (z.B. Transparenz, Spenden).

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Hab gerade nochmal hier reingeguckt: https://www.fairmondo.de/jobs

Das können wir Dir bieten:
Ein zwei- bis dreimonatiges Praktikum mit 32h/Woche

Weiterer Gedanke:

Ist/wäre es zulässig, daß ein Unternehmen reguläre Arbeit fortwährend durch regelmäßigen 3-monatigen Austausch von Praktikanten erfüllen lässt ?
Zusätzlich unter dem Aspekt, daß man die Befreiung der Sozialversicherungspflicht gemäß der og. Ausnahmen beansprucht.

Ob das erlaubt ist oder nicht. Es ist in allen Betrieben, die ich kenne die gängige Praxis :wink:

Übrigens gibts bei vielen Betrieben auch noch das lange Praktikum genannt Berufsausbildung. So spart man sich den Mindestlohn für Helfer.

Die Praktikumsregel greift ja nach dem Sinne des Gesetzgebers nur, wenn der Schwerpunkt auf dem Lernen des Praktikanten und nicht auf dem Arbeiten liegt (Bei Lehrlingen ähnlich) und in den gesetzlich erlaubten Ausnahmefällen.

D.h., wenn ich Zeit und Knowhow in jemande reinstecke, dann muss ich auch nicht den Mindestlohn zahlen.

Ratet mal, weshalb wir so einen Fachkräftemangel haben und weshalb so wenige ausbilden. Genau, weil sich die Arbeitskraft trotz der geringen Vergütung nicht rechnet.

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Ist das “fair” gegenüber den Betrieben, die ihre Mitarbeiter ordentlich entlohnen und zum Sozialversicherungswesen beitragen ?

Ist überhaupt noch 1% von dem übrig, was FM zum Start mal sein wollte ?

Weil die Behörden den ausbildungswilligen Betrieben immer mehr (kostenträchtige) Knüppel zwischen die Beine werfen ?

Nicht wirklich, es rechnet sich zur Zeit allerdings, einem fertigen Fachangestellten mehr Geld zu zahlen.

Ist der Christoph P. noch im Boot ?
Weil…seine 3 Monate sind ja abgelaufen.

Recht gegeben. Nur mit der Schlussfolgerung bzw. Begründung gehe ich nicht mit, da weiß ich schlicht zu wenig von, um es beurteilen zu können. Wie es bei komplizierten Dingen eigentlich immer ist (und das System ändern wollen ist eeeecht kompliziert, auf demokratischem Wege wohlgemerkt!), gibt es keine einfachen Begründungen.

Ich bin vorrangig in Lebensmittelprojekten unterwegs (u.a. Solawi, Foodcoop, Solidarische Backstube, Catering), und man glaubt gar nicht, wie wichtig den Menschen faire Schokolade, Kaffee, … ist (Rohstoffe/ Produkte, die weit weg passieren), wenn’s ums drüber Reden geht (ist ja auch wichtig!). Aber wenn’s ums tägliche konsumieren, sprich selbst angemessen Preis hinlegen geht, da wissen kaum noch Menschen, was sie noch 2 Minuten vorher gestandpaukt haben. Es ist immer einfach, wenn man (nur) vom eigenen Standpunkt ausgeht, was “besser laufen müsste”, eben weil das selten das eigene Handeln mitdenkt. Anstatt es umzudrehen, und erstmal selbst zu handeln, und dann mit anderen dadrüber zu reden… Und wenn es dann womöglich noch um die Möhre vom “Hofladen” geht, wo man grad noch von derm Gemüsegärtnerin gesagt bekam, dass er*sie für 1,50 die Stunde bis zu 18 Std. am Tag, 7 Tage die Woche, schufftet (Ja, ich rede von Deutschland), oder vom Bäcker, der plausibel darlegt, dass 1kg (gutes) Brot 10 EUR kosten müsste, da greifen die wenigsten dann nicht tiefer in die Tasche, sondern drehen sich um und können es nicht ertragen. Das hieße nämlich, am Luxus zu sparen, Konsum einzuschränken, genügsamer zu werden – und zwar bei sich selbst. (Disclaimer für diese Standpauke: Ja, ich nehme für mich in Anspruch, genau das zu tun, nämlich primär das in die Tat umzusetzten, was ich für einen möglichen Weg halte, und dann, wenn ich merke, es geht für mich, dann erzähle ich anderen davon – ohne Missioniergehabe.)

P.S. Ich darf auch Off-Topic :wink: (eigentlich finde ich ja, ist das so on-topic wie’s nur geht)

EDIT: [quote=“anow, post:14, topic:1804”]
Wenn FM wirklich keinen Cent zahlt, auch keine verdeckte Entlohnung in Form von geldwerten Vorteilen stattfindet, dann ist das Thema Sozialversicherungspflicht sehr vermutlich kein Thema mehr.
[/quote]

da fallen mir diese komischen Coins oder Punkte oder Gulddukaten oder wie diese uminöse FM-Währung noch heißt, ein…

eben noch mitbestimmen wollen, und wenn’s anstrengend wird, die Arbeit abgeben? Sorry, musste mal kurz kätzerisch werden.

Fahrkostenpauschale, etc. gibt es m.W. explizit (auch) für ehrenamtliche Tätigkeiten als Unkostenausgleich.

Uiuiui, ganz schön viel in einen Topf geworfen und kräftig umgerührt.

Danke, @Singing.Biobabe für die Info, aber so Leid es mir tut, spätestens seit dieser Geschichte (“Bamf will künftig Gesetz achten” kann ein Amt für mich nicht als Maß der (juristischen) Dinge gelten. In Eurem Fall könnte es evtl. ein Pflichtpraktikum sein bzw. als solches gemeint sein. Aber es klingt für mich eher nicht danach. Allerdings bin ich Laie in diesen Gesetzten.

Soweit ich weiß bekommen Arbeitgeber dafür eine “Entschädigung” bzw. Kostenerstattung; das Amt bezahlt aber nicht die/den “Praktikanten”. So oder so finde ich die Aussage der betroffenen Person darüber, wie sie es empfindet (und was ihr möglw. gesagt wurde) wichtig und merkwürdig.

Endlich diskutieren wir mal über den Arbeitsbegriff :wink:

Unqualifizierter Einwurf: Schön wäre es, dann würden unsere Anregungen ja bei den Entscheidern wahrgenommen… (Sorry, konnte der Steilvorlag nicht widerstehen)

Ganz schön traurig schwarz/weiß Deine Arbeitswelt. Mindestens die 3. sehe ich: Abwägen, was korrekte Kritik ist oder Gegenkritik äußern. Mir ist allerdings bekannt, dass das nicht in allen Betrieben und mit allen “Vorgesetzten” möglich ist.

Nö, aber die Preisbildung ist ja auch nicht fair (bzw. nur theoretisch, sollte tatsächlich Markttransparenz herrschen). Sprich, wer Umsatzorientiert wirtschaftet, dem ist ein kleiner(s) Preis(angebot) hilfreich, und dazu wiederum tragen insbesondere geringe Personalkosten bei. Soweit mein Pauschalurteil. Der Personalkostenteil gilt natürlich auch ohne die Umsatzorientierung immer da, wo Betriebskosten gespart werden sollen/müssen.

Im eigentlichen Thema gebe ich @Eifel-Meikel aber recht :wink:

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Nein, Christoph ist seit Mitte Mai weg, wir haben nur die Team-Seite noch nicht geupdatet.

Damit meinte ich, daß es letzlich in der rechtlichen Verantwortung von Vorstand und AR liegt, ob hier evtl. gegen Mindestlohn verstoßen wird oder nicht.

Ich kann hier meine Meinung oder Fremdquellen einbringen. Das letzte Wort hat ggf. irgendwann die Behörde.

Wo wir hier gerade so schön zusammen sind.
Hab gerade mal wieder nachgeguckt, ob die neuen Vorstände schon eingetragen sind und das hier stattdessen gefunden:

Amtsgericht Charlottenburg (Berlin) Aktenzeichen: GnR 738 B
Bekannt gemacht am 28.6.2017:

GnR 738 B: Fairmondo eG, Berlin (Glogauer Straße 21,
10999 Berlin).
Die Eintragung zu Nr. 1: Vorstand: Kress, Anna; ist
mangels einer wesentlichen Voraussetzung gemäß § 395 FamFG von Amts
wegen gelöscht.

Die Eintragung zu Nr. 2: Vorstand: Neumann, Bastian
Alexander; ist mangels einer wesentlichen Voraussetzung gemäß § 395
FamFG von Amts wegen gelöscht.

Die Eintragung zu Nr. 3: Vorstand: Weth,
Felix; ist mangels einer wesentlichen Voraussetzung gemäß § 395 FamFG
von Amts wegen gelöscht.

FamFG: https://www.gesetze-im-internet.de/famfg/__395.html

Edit: Hier der Thread wo es eigentlich dazugehört: Neues zu der Transparenzseite

Dem muß ich - mit meinem Nichtjuristenhalbwissen - widersprechen. Ich kann ganz klar ehrenamtlich eine nicht dem Gemeinwohl förderliche Tätigkeit ausüben.

Beispiel: Wenn ich Vorsitzender des Vereins zur Schädigung des Gemeinwohls bin (ein wahrscheinlich eher kleiner Verein ohne große finanzielle Mittel), dann bin ich wahrscheinlich ehrenamtlich tätig, aber ziemlich sicher dem Gemeinwohl nicht förderlich.

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So, nach der spezifischen Antwort mal noch mein genereller Sempf (wie fümpf):

Die Genossenschaftsmitglieder können sich ja über die finanzielle Situation von Fairmondo informieren (nicht immer ganz auf dem aktuellen Stand, aber der Transparenzanspruch ist ein Punkt im selben Problemfeld). Gegeben diese Informationen können wir folgendes sehen:

  • Fairmondo verbrennt kein Geld mehr - die Einnahmen sind höher als die Ausgaben
  • Mit den Einnahmen ist eine Personaldecke, die den Laden am Laufen hält, nicht zu finanzieren.

Daraus ergibt sich die Feststellung, daß mit dem aktuellen Einnahmeprofil Fairmondo genau dann und so lange am Laufen gehalten werden kann, wie sich Leute finden, die den Job zumindest partiell aus nicht-finanziellen Gründen machen. Zum Glück gibt es solche. Ich sehe im Moment zwei typische Varianten:

  • Praktikanten - Menschen, die (typischerweise durchaus teilweise aus idealistischen Gründen) Fairmondo als Quelle für weitere Qualifizierung sehen (oder sehen sollen).
  • Ehrenamtliche - Menschen, die der Meinung sind, daß Fairmondo eine genügend gute Sache ist um ihrer Förderung würdig zu sein, und die auch die Reserven haben Unterstützung zu leisten.

Wir sehen hier mit Fairmondo ein spannendes Konstrukt: eine Förderung des Gemeinwohls ist nur am Rande gegeben, nichtsdestotrotz ist es zumindest meiner Sicht nach eine gute Sache, die ich zumindest mit einer gewissen Energie zu fördern bereit bin - und ich denke, das geht auch anderen so. Mir zumindest ist dabei die Frage nach dem Gemeinwohl ziemlich wumpe - ich mach das weil ich es richtig finde. Geld will ich erstmal nicht, Fairmondo kann sich mich eh nicht leisten.

Die Interaktion der obigen Feststellungen mit der Fairness ist ein nichttriviales Thema - mein Gefühl ist, alle Beteiligten tun da was sie können, aber es bleibt eine Restproblematik. Selbige zu diskutieren und im Auge zu behalten ist relevant.

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Das trifft den Nagel auf den Kopf:

  1. Der von Dir beschriebene Verein ist nicht gemeinnützig, daher würde er nicht einmal als Verein eingetragen.
  2. Du verwechselst das gesellschaftsrechtliche Organ “Vorsitzender” mit einem arbeitsrechtlichen Beschäftigungsverhältnis (in dem Fall “Vorsitzender”).

Also ist Fairmondo immer noch nicht kostendeckend (sprich verbrennt Geld), weil es ohne die Arbeitsspenden nicht funktionieren würde. Du rechnest dir das schön.

FM ist aktuell ein sehr sehr teuerer Onlineshop für Bücher mit einem Haufen gestrandeter Träume. Aktuell werden diejenigen, die nicht erkennen oder erkennen wollen, dass die Träume gestrandet sind, von den sogenannten Kapitalisten ausgebeutet.

Nach welchen Regeln? Zumindest das BGB scheint mir nichts gegen meine Konstruktion zu sagen. :wink:

Das sehe ich gerade nicht - ich habe durchaus die Tatsache gemeint, daß selbiger Vorstand viel zu tun hat.

Dieser Interpretation stimme ich nicht zu.

Das darfst du gerne so sehen. Ich sehe es anders.