Also ich war genauso überrascht wie blackpearlsparrow. Und ich sehe es auch genauso: DAS wäre wirklich mal hier diskussionswürdig gewesen, einfach aus dem anderen Blickwinkel heraus, aus dem der NICHT-Genossenschaftsmitglieder, die das hier doch alles nutzen und unterstützen soll(t)en. Ich hatte und habe nicht vor, Mitglied zu werden, weil andere Sachen, bei denen ich mich engagiere und man sollte nicht auf allen Hochzeiten tanzen … Ich bin nur einfacher Nutzer.
Auch wenn das schon so beschlossen ist, hier sind meine Begründungungen, warum ich diese Entscheidung schlecht finde und auch nicht glaube, dass Euch das im gesellschaftlichen Ansehen sehr gut tun wird. Vielleicht gehören sie zu den Denkanstößen, die bei den nächsten Entscheidungen mit Beachtung finden.
- Als Verkäufer nutze ich eine Dienstleistung, nämlich Eure Verkaufsplattform. Eine Dienstleistung zu bringen, das ist Arbeit. Ihr lasst Euch diese Arbeitsleistung nicht mehr von den privaten Verkäufern bezahlen. Damit fördert Ihr, ob Ihr wollt oder nicht, die leider verbreitete und UNFAIRE Will-ich-umsonst-haben-Haltung gegenüber Leistung: Warum soll ich für etwas bezahlen, wenn ich es umsonst bekommen kann? (etwas anderes wäre es, wenn eine Leistung von der gesamten Allgemeinheit finanziert für die gesamte Allgemeinheit erbracht wird, aber das wäre ein staatliches Fundament, kein genossenschaftliches)
- Diejenigen, die über dieses Will-ich-alles-umsonst-haben-Stadium schon hinaus sind (und das werden, wenn man konsumsoziologischen Studien Glauben schenken darf, glücklicherweise mehr - wenn auch langsam), werden sich fragen, warum Ihr diese Haltung befördert, wo Ihr doch angetreten seid, die Welt besser zu machen. Könnte mir vorstellen, dass Ihr gerade von denen viele Nutzer hier habt.
- Dass es allein um dieses Ressourcenschonende gehen soll, das ist sehr dünn, das ist sogar äußerst mager, denn das habt Ihr mit “Teilen” und “Schenken”/“0,00€-Weitergabe” bereits nachvollziehbar befördert. “Verkaufen” und “Sharing/Shareconomy” haben nichts miteinander zu tun. Das eine ist mit Geldfluss und das andere ist ohne.
- Wie Blacksparrow schon sagte, es sollte doch ein Finanzierungsstandbein der Genossenschaft sein. Wenn man so ohne Weiteres darauf verzichten kann, dann war da wohl gar nichts dran? Oder kommt da jetzt so etwas wie gut gemeinte Werbung? Ich bin dann weg hier und bestimmt nicht der einzige. Oder kommt jetzt die Finanzierung nur über die Gebühr der Gewerbetreibenden/Händler?
- Ich finde es sehr unangenehm, dass zwischen Gewerbetreibenden und Privatverkäufern nun so krass unterschieden werden soll. Die einen bezahlen das Portal, die anderen nutzen es. So - ohne jede Hintergrundinfo - sähe es für mich im Perspektivwechsel aus. Dass es Unterschiede gab in der Art der Prozente/Grundgebühren?, das kann jeder nachvollziehen. Also als Händler würde ich das ziemlich doof finden, dass die Privaten gar nichts mehr abdrücken müssen, darin würde ich einen Grund mehr sehen, nicht über einen Wechsel nachzudenken, denn ich würde es unfair finden. Das ist ja dann wie bei vielen anderen.
- Ihr könnt das Keinegebührnehmen nicht mehr rückgängig machen, denn dann werdet Ihr total unglaubwürdig.
- Es spricht überhaupt nicht für Euch und Eure Arbeitsweise, dass die neuen AGBs erst nach ein paar Tagen zugesendet werden. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Erst vorbereiten, dann versenden, danach das Startdatum. Der Ablauf wie er hier war, das kommt bei mir nicht sehr professionell an.
- Dass 1% an Transparency gehen sollte, das fand ich ziemlich gut. Ich für mich fand damit die richtige Organisation bedient und ich musste mich NICHT SELBST DARUM KÜMMERN! Dass ich keine weitere Organisation gewählt habe, das hat den einfachen Grund, dass ich mich selbst darum zu kümmern gehabt hätte. DAS ist ein mentaler und zeitlicher Aufwand, den ich bei einem Verkauf meiner privaten Dinge nicht haben will. Da kann ich ohne Fairmondo wem auch immer eine Spende machen und gut ist. Das heißt, diese Option, die da nun übrig bleibt, werde ich genau aus dem Aufwandsgrund auch in Zukunft nicht nutzen. Aber ich finde es sehr schade, dass dem automatischen Transparency-Prozent die Zukunft genommen wurde.
- Ihr hattet erst Riesenumstellungen in den letzten Monaten und nicht nur einmal, wie ich das so verfolgen konnte. NUR: In welchen Abständen soll das denn so weitergehen? War nicht gerade etwas Ruhe eingekehrt? Ich habe da Bauchgrummeln, was die zukünftige Verlässlichkeit betrifft. Klar, für mich als Privatverkäufer ist es gerade eine sogenannte positive Änderung. Und was kommt als Nächstes?
- Solltet Ihr erwägen, dass es als Ersatz eine freiwillige Soli-Gebühr oder so etwas in Zukunft geben könnte … für mich habt Ihr den Zeitpunkt dazu verpasst. Mal abgesehen davon, dass ich zu denen gehöre, die das in Bezug auf ein Wirtschaftsunternehmen überhaupt nicht leiden können (genausowenig wie Auktionen und das dämliche Hin- und Hergezerre über einen Preis), wenn, dann hättet Ihr es aus meiner Sicht jetzt gleich tun sollen. - Aber diese Sätze habe ich nur “im Verdacht auf …” geschrieben. Da es keine Erklärungen gab, bleiben ja nur Vermutungen.
- Mal zu Eurem Gesamtprozess: Warum muss denn alles innerhalb von Monaten greifen? In einem etablierten Geschäft Marktverdrängung zu betreiben, das ist meiner Meinung nach doch eher etwas, wo man Jaaaaaahre ansetzen sollte. - - - Mich mal als Durchschnittsbeispiel: Die Entwicklung von Fairnopoly hatte mich etwas interessiert, aber ich bin nicht jemand, der am Verkaufen Spaß findet und auch kein Gerneonlineshopper, der öfter am Kaufen ist. Nichtsdestotrotz habe ich beides im Netz schon getan und hätte es auch voriges Jahr bei Euch tun können. Doch solange Eure Nonsenssuchfunktion in Betrieb war, kam das für mich nicht infrage. Nachdem ich im November/Dezember mal wieder vorbeischaute, probierte, mich durch’s Forum las, da konnte ich mir es nun doch vorstellen, Fairmondo zu nutzen. Mehr erstmal noch nicht! Nur vorstellen, dass … JETZT ist erst der Zeitpunkt gekommen, an dem ich einen Umzug vor der Nase habe. Ich wusste von Euch als ich über Verkaufen nachdachte. Ich nutze nun die Dienstleistung, mein Umzugsgeld aufzupeppen und die Umzugskisten weniger werden zu lassen. Das hätte genausogut erst nächstes Jahr passieren können. - Anderen wird es ähnlich gehen. Wissen/Kennen + gut finden und etwas nutzen, das ist zweierlei; aber wenn man plötzlich etwas braucht und weiß schon wo/wie, dann ist das prima. Denn das spart Zeit. - - - Bei anderen Menschen braucht es noch Monate oder Jahre, um von Euch überhaupt etwas mitzubekommen und bei wieder anderen überwiegt noch die Macht der Gewohnheit, wenn sie sich irgendwo anders in einem anderen Marktplatz eingerichtet haben und wohlfühlen und wieder andere, den fehlt noch etwas für sie Wichtiges in der Unterteilung und damit das Wohlfühlen usw. usw. (nebenbei mal ein auslachender O-Ton von jemandem, der gerade seine Modellbahnanlage abbaut und der sich auf meinen Tipp hin Fairmondo anschaute: “Du glaubst nicht wirklich, dass ich die Plattenteile und die Loks unter Sammeln mit dem ganzen Klimbim dort einstelle? Vergiss es, ohne Rubrik kann sich ein Modellbahner nicht mal nen Lesezeichen setzen, um von Zeit zu Zeit vorbeizuschauen, was es Neues gibt. Da kauft keiner!”
Habt Ihr echt gedacht, das Etablieren geht in zwei Jahren und glaubt Ihr wirklich, solche Hauruckänderungen in den AGBs helfen Euch beim Etablieren? Ich kann nicht in die Zukunft sehen, aber ich glaube es nicht, dass das freie Einstellen für die Privatverkäufer am Kernproblem etwas ändert. Es braucht neben der stetigen Information der Öffentlichkeit und dem Verbessern im Kleinen vor allem Zeit, viel Zeit!
In der Hoffnung, dass es nicht demnächst die nächste Überraschung gibt, wünsche ich Euch und uns, dass es weitergeht mit Fairmondo.
Ciao, Verana