Ich bin begeistert von der Idee von Fairnopoly. Es ist ein Mammut-Projekt, gegen Konzern-Giganten wie Amazon oder Ebay anzukommen. Es gibt einen Haufen Menschen, die Alternativen suchen. Aber es gibt außer einiger Randerscheinungen praktisch keine ernstzunehmende Konkurrenz bzw. attraktive Dienste, die für den Suchenden interessant sind. Es gibt hood.de, diverse Kleinanzeigen-seiten, etc. , aber alle diese taugen eigentlich nur dazu, zu sehen, wie man es trotz guter Vorsätze nicht geschafft hat, je eine kritische Masse anzusprechen. Ab einem gewissen Zeitpunkt ist der Zug auch abgefahren und ein Dienstanbieter ist nicht mehr glaubwürdig und wird entweder fortan nur eine Nische bedienen, oder dicht machen.
Meiner Meinung nach führen einige wenige Dinge dazu, dass Projekt scheitern, und das ist nicht immer das Geld: Es ist der Blick für’s Wesentliche. Man verliert ihn scheinbar schnell, sobald man zu tief involviert ist.
Der Grund warum ich jetzt hier schreibe ist Folgender:
Mir sind Unzulänglichkeiten aufgefallen, die mich selbst bereits davon abhalten, Angebote einzustellen. Kleinigkeiten, aber die machen es aus:
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Die Bildverkleinerung: Ich fange an, ein Produkt zu beschreiben usw. investiere Zeit, die ich mir endlich mal nahm und dann möchte ich ein paar “Produkt-Snapshots” hochladen, die ich sowieso schon über Umwege vom Handy auf das Notebook geschoben habe, und bekomme dann die Meldung, dass Fotos nicht größer als 2 Megabyte sein dürfen!?
Sorry. Frau Käthe Müller, die sowieso gerade mal so mit ihrem PC klarkommt, soll nun irgendwie Bilder kleinermachen? Bzw. ich soll nun den ganzen Angebotsprozess unterbrechen (ggf. die Session verlieren) und die Bilder mit irgendeinem Programm verkleinern? Ein No-Go!
Komme ich wieder? Vielleicht irgendwann, wenn der Frust sich gelegt hat und weil ich von Fairnopoly so überzeugt bin, dass ich es wieder versuche, und darauf hoffe, dass ein zeitgerechter Bilder-Upload-Prozess implementiert ist. Aber ein Großteil der Anwender dürfte es aber auch für immer lassen. Menschen sind so, es gibt zu viel Ablenkung und Neues heute. -
Native Apps für zumindest die populärsten Gadgets: Der Erfolg von z.B. Ebay-Kleinanzeigen ist zu einem großen Teil darauf zurückzuführen, dass sie Apps zur Verfügung stellen: Angebotserstellung, Abfrage, Fotos machen, Kommunikation -> Alles in einer App auf einem oder mehrern Geräten verfügbar und zwar immer! Hier ist das Wort “immer” doppelt zu unterstreichen.
Mittels Apps werden Dienste einfach und jederzeit verfügar! Sie erschließen damit erst die Massen. Denn jeder kennt das, wie es bisher ist oder war: Ich möchte etwas verkaufen: Also erst den PC hochfahren, Passwort suchen, einloggen, Bilder machen, etc.pp. …och nö, lieber auf morgen verschieben…
Mit dem reinen Webseite-Interface wird derzeit also nur eine kleine Gruppe idealistisch denkender Menschen bedient, die bereit ist, über diese Unzulänglichkeiten hinwegzuschauen und sowieso stets einen Rechner am Laufen hat.
Also meine Empfehlung für euch, denn ich fände ein Scheitern von Fairnopoly wirklich zu traurig: Schaut euch populäre Dienste, die Konkurrenz an. Analysiert genau, was diese Dienste attraktiv macht. Schaut euch aber auch an, was andere Dienste haben, die gescheitert sind oder nie eine kritische Masse zu erreichen haben. Wie funktionieren virale Effekte und machen sie manchen noch so großen Blödsinn über Nacht weltbekannt.
Und nicht vergessen: Der Wert, bzw. die Attraktivität eines Dienstes steigt im Quadrat zu seinen Teilnehmern. D.h. wenn ihr in einer (meiner Meinung nach jetzt!) empfindlichen Phase die Nutzer-Pioniere enttäuscht, werden diese die Message der Vorteile von Fairnopoly nicht weitertragen und die Nutzerprogression kommt nicht in Gang. Danach steht die Unglaubwürdigkeit, weswegen viele Dienste gescheitert sind.
Und man sollte sich nicht darauf verlassen, dass das Fairness-Prinzip der alleinige Treibsatz unter dem Dienst ist. Die Kunden wünschen es heute vor Allem einfach, schnell, gewinnbringend und zuverlässig. Fairness kommt für Viele erst danach.
Überfrachtet euch daher bitte jetzt nicht mit irgendwelchen Features, sondern konzentriert euch auf das Wesentliche: Einfachheit und Zuverlässigkeit.
Z.B.: Baut die Hürde ab, dass man für das Forum wieder einen neuen Login mit Passwort benötigt! Wenn ihr den Dialog wünscht, was gut ist, dann sorgt für Single-Sign-On! Ihr bekommt sonst doch gar nicht mit, wer alles schon abgesprungen ist, weil er/sie keine Lust mehr hatte, für das dreihundertste Forum einen Login zu registrieren.
Soweit, macht was draus! Ich freu mich drauf!
Gruß,
Peter