Zunächst: Grundsätzlich finde ich eure Genossenschaftsidee großartig und ich werde die Entwicklung von Fairnopoly auch als Konsument mit Wohlwollen begleiten…
Nun das kleine “aber”: In einem eurer Promo-Texte schreibt ihr “[…] das höchste Gehalt darf nicht mehr als dreimal so hoch sein wie das niedrigste.”. Natürlich ist das ein Fortschritt gegenüber anderen privatwirtschaftlich organisierten Unternehmen, aber real bedeutet das, dass ihr mit dieser Regelung die gesamte Einkommensbandbreite bspw. des Öffentlichen Dienstes abdeckt. Dass es schwer sein dürfte, aus dem Stand eine egalitäre Einkommensverteilung hinzubekommen ist auch mit klar, aber die Genossenschaft könnte ja darüber nachdenken, ob statt des dreifachen nicht das doppelte Gehalt zu mehr Zufriedenheit führen würde…
In diesem Zusammenhang wäre wichtig zu wissen, worauf sich der unterste Standard bezieht. Hat der Geschäftsführer, so es denn einen gibt, das dreifache Gehalt einer Reinigungskraft, dann also z.B. 36 € Stundenlohn? Gilt diese Regelung überhaupt noch?
Wie auch immer: Ich denke, eine Organisation wie fairnopoly muss auch Menschen anziehen, die idealistisch denken (dreifach ist angesichts von 100- bis 1000fachen Gehältern in der freien Wirtschaft durchaus idealistisch), aber eben nicht zwangsläufig fundamentalistisch.
Hallo Rudolf,
mit der in der Satzung verankerten Gehaltsregelung wollen wir langfristig sicherstellen, dass sich die Lohnunterschiede innerhalb der Fairnopoly eG nicht in die falsche Richtung entwickeln, andererseits aber auch dafür sorgen, dass wir bestimmte wichtige Stellen auch langfristig besetzen und halten können.
Bisher - und hoffentlich auch auf sehr lange Zeit - ist es so, dass alle das Gleiche verdienen! Es könnte aber sein, dass wir eines Tages vor der Situation stehen, dass eben eine bestimmte Personengruppe nicht zu einem Gehalt x gefunden werden kann. Bspw. Programmierer*innen können häufig, wenn sie über bestimmte Fähigkeiten verfügen, sehr höhe Gehälter aushandel und wenn wir dann zu restriktiv mit den Beschränkungen umgingen, könnte die Situation eintreten, dass hier wichtiges Know-How fehlen würde oder wir eben alle Gehälter anheben müssten, wodurch ggf. die Wirtschaftlichkeit des gesamten Unternehmens infrage gestellt würde.
Ich persönlich gebe Dir aber vollkommen recht, auch ein Verhältnis von 1 zu 3 ist nicht in jedem Fall vollkommen fair. So sollten meiner Meinung nach z.B. Reinigungskräfte mehr verdienen als andere, weil sie aus meiner Sicht einen sehr harten und wichtigen Job verrichtet. In unserer Gesellschaft ist dies leider oft umgekehrt. Ein weiteres Kriterium sollte die persönliche Situation sein: bin ich Single und lebe in einer WG oder habe ich drei Kinder zu versorgen.
Vorerst versuchen wir es mit sehr moderaten Einheitslöhnen, wenn wir eines Tages davon abweichen müssen, geht dieses nur bis zu einer dreifachen Abweichung und dann ist Schluss. Ob diese Schwelle weise gewählt wurde, wird der Praxistest zeigen.